Gute Mitarbeiterführung ist kein „Soft Skill“, den man sich leistet, wenn noch Zeit übrig ist. Sie ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor – menschlich und finanziell. Punkt.
Gute Mitarbeiterführung – was es wirklich braucht
Gute Führung beginnt nicht mit Methoden, sondern mit Haltung. Wer Menschen führt, braucht vor allem:
- Selbstreflexion: Wer sich selbst nicht führen kann, scheitert an anderen.
- Kommunikationskompetenz: Klar, respektvoll, verbindlich. Keine Spielchen, kein Schweigen, keine Nebelkerzen.
- Psychologische Sicherheit: Mitarbeitende müssen Fehler machen dürfen, ohne Angst vor Gesichtsverlust.
- Entscheidungsfähigkeit: Nicht alles zerreden, aber auch nicht autoritär durchdrücken.
- Konsistenz: Heute so, morgen so zerstört Vertrauen schneller als jede Fehlentscheidung.
- Grenzen & Verantwortung: Nähe ja – Vereinnahmung nein.
Kurz: Gute Führung heißt, Menschen ernst zu nehmen, ohne sich selbst zu verlieren.
Kann man Mitarbeiterführung lernen – oder muss man „der Typ dafür sein“?
Die unbequeme Wahrheit: Beides.
- Ja, Führung ist lernbar. Kommunikation, Konfliktmanagement, Feedbackkultur, Selbstführung – all das kann (und muss) trainiert werden.
- Nein, nicht jede Person sollte führen. Wer Macht braucht, um sich sicher zu fühlen, richtet Schaden an. Wer Konflikten ausweicht, ebenso.
Führung verlangt die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wer das nicht will, ist fachlich vielleicht brillant – aber als Führungskraft fehl am Platz. Und das ist kein Makel, sondern eine Frage der Passung.
Unsicherheit bei Führungskräften – und ihre Folgen
Unsicherheit verschwindet nicht, nur weil jemand einen Titel trägt. Sie zeigt sich dann als:
- Mikromanagement
- Kontrollzwang
- Unklare Entscheidungen
- Stimmungsschwankungen
- Schuldzuweisungen
Für Mitarbeitende bedeutet das: Orientierungslosigkeit, Stress, innere Kündigung. Teams beginnen, sich selbst zu schützen – durch Rückzug, Zynismus oder Machtkämpfe. Produktivität sinkt nicht plötzlich, sondern leise und stetig.
Unsichere Führungskräfte erzeugen keine Stabilität. Sie erzeugen Anpassung oder Widerstand. Beides ist teuer.
Mitarbeiterführung: Teil der Leitung – oder lieber trennen?
Die Trennung in „fachlich stark“ und „menschlich zuständig“ klingt verlockend. Funktioniert aber nur bedingt.
- Fachliche Leitung ohne Führungsverantwortung entlastet – kann aber Distanz schaffen.
- Reine Personalführung ohne Fachnähe fördert Beziehung – riskiert jedoch Akzeptanzprobleme.
Die Praxis zeigt:
👉 Führung ist kein Zusatz, sondern Teil der Rolle.
Was sinnvoll ist: klare Rollen, Co-Leitungen, Tandem-Modelle, Führungskräfte mit ergänzenden Stärken.
Was nicht funktioniert: Führung „mitlaufen lassen“.
Die Folgen schlechter Mitarbeiterführung
Schlechte Führung wirkt nicht spektakulär – sondern schleichend:
- Hohe Fluktuation
- Krankenstände und psychosomatische Beschwerden
- Sinkende Motivation
- Dienst nach Vorschrift
- Konflikte, Mobbing, innere Kündigung
- Reputationsschäden nach außen
Menschen verlassen selten Jobs. Sie verlassen Führungskräfte.
Und die Kosten? Die tun richtig weh.
Schlechte Mitarbeiterführung ist einer der teuersten „unsichtbaren Kostenfaktoren“ in Organisationen:
- Fluktuation: Eine Neubesetzung kostet je nach Position ca. 50–150 % eines Jahresgehalts.
- Krankenstand & Burnout: Fehlzeiten, Leistungseinbrüche, Langzeitausfälle.
- Produktivitätsverlust: Innere Kündigung kostet Unternehmen jährlich Milliarden.
- Konfliktkosten: Zeit, Energie, juristische Risiken, Imageschäden.
Oder einfacher gesagt: Was Führungskräfte nicht in Beziehung investieren, zahlen Unternehmen später in bar.
Fazit – ohne Schönreden
Gute Mitarbeiterführung ist kein Talent, sondern eine bewusste Entscheidung.
Sie verlangt Mut zur Klarheit, Bereitschaft zur Selbstkritik und echte Verantwortung für Menschen.
Alles andere nennt sich Leitung – fühlt sich aber für Mitarbeitende oft wie Orientierungslosigkeit mit Titel an.

