Wir alle tragen Verantwortung: für uns, für unser Tun, für unser Leben. Manche übernehmen im Job oder in der Freizeit weitere Verantwortung, etwa als Führungskraft oder im Ehrenamt. Doch auch Eltern tragen eine Menge zusätzliche Verantwortung.
Eltern sein bedeutet Verantwortung übernehmen
Eltern sein bedeutet nicht nur, seinen Kindern ein Dach über dem Kopf zu bieten und etwas zu Essen auf den Tisch zu stellen. Eltern sein bedeutet auch, für die psychische und physische Unversehrtheit der Kinder zu sorgen.
Dazu gehört neben dem Ermöglichen und der Pflege von Freundschaften der regelmäßige Besuch von sozialen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Auch die Planung von Sporteinheiten und eine gesunde Stundenanzahl von Schlaf ist Aufgabe der Eltern. Die Elternschaft bedeutet vor allem viel Organisation und Planung.
Aufgaben nicht nur bei einem Elternteil belassen
Im besten Fall teilen sich die Eltern die anfallenden Aufgaben auf. Der eine bringt die Kinder in die Betreuung, der andere holt ab. Der eine steht als Fahrdienst, der andere als Hausaufgabenbetreuung.
Die Aufteilung kann so individuell gestaltet werden, dass sie an das Leben jeder Familie angepasst werden kann.
Sobald sich jedoch ein Elternteil aus dieser Verantwortung zieht, herrscht ein Ungleichgewicht. Nicht nur im zeitlichen Aspekt, sondern auch und vor allem in der psychischen Hinsicht.
Gründe für fehlende Übernahme von Verantwortung spielen keine Rolle
Dieses aus der Verantwortung ziehen kann unterschiedlich begründet sein. Es reicht von einer Trennung der Eltern mit gleichzeitiger Ablehnung der Kinder bis hin zum Tod eines Elternteils.
Obwohl es bei jedem Szenario noch weitere Dinge zu beachten gilt, etwa das Verarbeiten eines etwaigen Betrugs, das Akzeptieren einer neuen Partnerschaft an der Seite des anderen Elternteils oder den (plötzlichen) Tod des Partners, ist das Resultat immer das gleiche: All die mentale und physische Verantwortung bleibt bei einem Elternteil.
Bis zum Anschlag und noch ein Schritt weiter
Dieser verbleibende Elternteil ist nicht selten irgendwann überfordert. Nicht, weil die körperliche Präsenz überhand nimmt; in diesem Bereich kann das Umfeld der kleinen Familie sehr hilfreich sein.
Es können Fahrdienste übernommen werden, die Hausaufgabenbetreuung kann gemeinsam mit anderen Familien aufgeteilt werden und Familien unterstützen sich gegenseitig mit Babysitter-Diensten, um abends Zeit für sich zu haben.
Bei der mentalen Belastung hingegen kann auf niemanden zurückgegriffen werden.
Mentale Belastung
Dieser mental load, wie es neudeutsch heißt, obliegt bei Ein-Eltern-Familien einem einzigen Menschen. Unabhängig von allen weiteren Umständen muss dieser das Leben für sich selbst und dazu noch das des Kindes oder der Kinder managen.
Das allein ist schon schwierig genug: Betreuungszeiten mit den Arbeitszeiten in Einklang bringen, Trainingszeiten koordinieren, Urlaube an die Schließzeiten anpassen machen da den leichteren Part aus.
Überlegungen zu Impfungen und sonstigen ärztlichen Behandlungen, Entscheidungen zur Schul- und Berufsausbildung, Regeln für das Zusammenleben und vieles mehr jedoch ist nicht ganz so einfach zu stemmen.
Es ist niemand da, der einen anderen Blickwinkel aufzeigt oder eine Entscheidung abnimmt.
Der Kopf dieser Menschen arbeitet rund um die Uhr. Viele kleine Dinge müssen überlegt, bedacht und entschieden werden. Das kann schnell zu einer Überlastung führen.
Druck von außen ist meist gut gemeint, aber kontraproduktiv
Insbesondere dann, wenn das Umfeld diesen Druck noch erhöht. Nicht selten bekommen betreuende Elternteile zu hören, wie andere Eltern versuchen sich gegenseitig zu überbieten – mein Kind geht aufs Gymnasium, mein Kind lernt chinesisch als vierte Fremdsprache, mein Kind übt seinen Sport auf Bundesliga-Ebene aus und weitere Aussagen.
Ebenso häufig und kein weniger belastend ist die Information älterer Generationen, sogar aus der eigenen Ursprungsfamilie, dass sie selbst es noch viel schwerer gehabt hätten.
Zusätzlich zu all der Verantwortung, zu den Ängsten, Sorgen und Nöten kommen nun also noch Aussagen, dass man sich nicht beschweren solle und Forderungen, dass man sich um alles in Perfektion zu kümmern habe.
Mental load als Auslöser für psychische Erkrankungen
Die Folge ist logisch: Vollständige Überforderung bis hin zum Burnout. Oder schlimmeres. Schon 2017 veröffentlich das RKI eine Studie, aus der hervorgeht, dass alleinerziehende ein erhöhtes Risiko zu diagnostizierten Depressionen und weiteren psychisch bedingten Erkrankungen haben.
Dennoch geht das gegenseitige Übertrumpfen munter weiter. Anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, sollten sich Eltern unterstützen. Großeltern sollten ihren Kindern nicht erzählen, dass sie es auch bei all den damaligen Bedingungen dennoch geschafft haben und diesen Erfolg nun von ihren Kindern fordern.
Stattdessen sollten Großeltern, sofern sie denn in der Lage dazu sind, ihren Kindern mit deren Kindern unter die Arme greifen und die Situation akzeptieren, so wie sie ist. Gut gemeint ist in diesem Bereich oftmals nicht automatisch gut gemacht.
Eltern bleiben Eltern
Auch nach einer Trennung ist es möglich, die mentale Belastung aufzuteilen, so dass beide Elternteile in der Umgangszeit des jeweils anderen wirklich abschalten und erholen können.
Allerdings ist es dazu zwingend erforderlich, dass sich beide Elternteile verantwortungsvoll um ihren Nachwuchs kümmern.