Im Gegensatz zu den Zeiten unserer Großeltern sind wir heute frei in der Entscheidung, welchen Beruf wir erlernen möchten.
Natürlich sehen es Eltern auch heute noch gerne, wenn ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten.
Notwendig ist es jedoch nicht mehr. Üblich auch nicht.
Nach dem Schulabschluss steht uns die Welt offen. Selbst, wenn wir kein Abiturzeugnis vorweisen können, gibt es Möglichkeiten, dass wir studieren können.
Wenn wir uns für einen Ausbildungsberuf entschieden haben, müssen wir diesen nicht bis zur Rente oder Pension ausüben. Ein Wechsel ist einfach, Quereinstiege in vielen Branchen möglich.
Auch ohne Erstausbildung im Traumjob können die Verdienstaussichten gut sein. Nachqualifikation, Selbststudium und Fortbildungen sind gang und gebe.
Anders als noch vor zehn, fünfzehn Jahren ist es auch für die Personalabteilung in den Unternehmen nichts außergewöhnliches mehr, wenn sich im Lebenslauf ihrer BewerberInnen mehrere Stationen befinden.
Fachliche Gründe sind für einen Wechsel nicht immer ausschlaggebend
Wer weiterkommen möchte, muss den Arbeitgeber wechseln. Diese Aussage hält sich schon lange unter Menschen, die eine Führungsposition anstreben.
Doch immer beliebter und damit ausschlaggebender bei der Jobsuche und dem Verbleib in den Unternehmen ist die so genannte Work-Life-Balance. Eine möglichst optimale Mischung aus Arbeit und Privatleben.
Definiert wird das Optimum individuell.
Während es für Mitarbeiterin A optimal ist, wenn sie ein Jahr lang möglichst viel arbeitet, damit sie im nächsten Jahr mit Hilfe der angehäuften Überstunden ein bezahltes Sabbatical durchführen kann ist es für Mitarbeiter B perfekt, wenn er eine drei-Tage-Woche hat.
Die Kollegin wünscht sich flexible Arbeitszeiten und ein weiterer Kollege arbeitet besonders produktiv, wenn er im Home Office seine Ruhe hat.
Der Karrierefaktor ist nicht verschwunden, aber er rückt immer mehr in den Hintergrund. Die Menschen möchten sich wohlfühlen. Den Arbeitenden ist ihre psychische Gesundheit ebenso wichtig (geworden) wie die physische. Dafür sind sie bereit, Opfer zu bringen.
Oftmals bewegen sich diese Opfer im Rahmen von Gehaltsabstrichen oder Karriereeinbußen. Wichtig ist jedoch, dass diese Entscheidung von den Angestellten kommt und nicht vom Unternehmen getroffen wird.
Die Abteilungsleitung im Sabbatical – das geht nicht! Wenn ein Unternehmen so denkt, verliert es heut zu Tage mitunter sehr gute Arbeitskräfte. Die Entscheidung, wo jemand arbeiten möchte, fällt häufig zu Gunsten pro-Life, also für den Freizeitanteil des Lebens, aus.
Wenn ein Unternehmen heute gute Arbeitskraft binden möchte, sind andere Dinge notwendig als noch vor ein paar Jahren.
Gute MitarbeiterInnen im Unternehmen halten
Natürlich ist es nicht unwichtig, was das Unternehmen am Monatsende auf das Konto seiner Angestellten überweist. Fixkosten haben wir alle und diese wollen gedeckt werden. Dazu noch der ein oder andere Wunsch, der erfüllt werden möchte. Doch Geld ist schon längst nicht mehr alles.
Wer morgens mit Bauchschmerzen ins Büro fährt, weil der Chef ihn nicht ernst nimmt oder wer einer Tätigkeit nachgeht, an der sie keine Freude hat, weist eine miserable Work-Life-Balance auf.
Die Folgen davon sind vielfältig: Demotiviertes Personal arbeitet unkonzentriert und kostet das Unternehmen mitunter viel Geld.
Außerdem liegt die Zahl der Ausfalltage bei Menschen, die keine Freude an ihrem Job haben, deutlich höher als bei anderen. Von einzelnen Wehwechen über chronische Erkrankungen bis hin zu schwerwiegenden psychischen Schäden kann alles eine Folge von Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sein.
Wer mit seinem Arbeitgeber unzufrieden ist, trägt zudem zu einem negativen Ruf der Firma bei.
Manche schaffen den Absprung rechtzeitig, sie kündigen. Dadurch hat das Unternehmen weitere Kosten, da die Personalsuche zeit- und kostenintensiv ist.
Gespräche können Kosten senken
Die bessere Variante wäre es, mit den Angestellten ins Gespräch zu gehen. Beide Seiten sollten offen und ehrlich kommunizieren, was sie erwarten, was sie nicht erwarten und wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen.
Eine pauschale Vorgehensweise gibt es nicht.
Der eine Mitarbeiter fühlt sich überlastet und möchte gerne Arbeit oder Verantwortung abgeben, während eine andere Mitarbeiterin gerne eigenverantwortlicher und projektbezogener arbeiten möchte.
Dem einen sind fixe, starre Vorgaben wichtig, die andere weiß die Flexibilität und innovative Art zu schätzen. Für manche ist das Großraumbüro mit den lieben KollegInnen genau das richtige, andere arbeiten besser in Ruhe.
Es geht nicht darum, es allen recht zu machen. Aber es geht darum, von der Jeder-ist-ersetzbar-Mentalität wegzukommen und den Angestellten zuzuhören.
Offenheit spielt eine ebenso große Rolle wie Vertrauen. So können auch Konflikte gut gelöst werden.
Selbst, wenn die Lösung letztendlich doch eine Kündigung darstellt.