Klassengemeinschaft
Mindestens neun Jahre lang gehen Kinder und Jugendliche in Deutschland zur Schule. So will es die Schulpflicht. In der Regel besuchen sie die ersten vier Jahre eine Grundschule, bevor es mit dem Start der fünften Klasse an eine weiterführende Schule (Mittel-/Hauptschule, Realschule oder Gymnasium) geht. Manche Bundesländer bieten auch die Möglichkeit anderer Schulformen.
Daher ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen gerne zur Schule gehen. Und das tun sie meist, sobald sie sich in ihrer Klasse wohl fühlen.
Neben dem leichteren Einhalten der Schulpflicht bietet eine gute Klassengemeinschaft noch weitere Vorteile:
Lernatmosphäre
Wenn die Klassengemeinschaft als gut bewertet wird, fühlen sich die Schüler sicher und wohl. Diese Sicherheit bietet eine gute Grundlage zum guten Lernen. Denn die Schüler sind eher bereit, Fragen zu stellen und aktiv am Unterricht teilzunehmen, wodurch sie besser Lernen.
Soziale Fähigkeiten
In einer guten Klassengemeinschaft fällt es Schülern leichter, soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Fähigkeiten benötigen sie während der Schulzeit, aber auch weit darüber hinaus. Dazu zählen etwa Teamarbeit, Empathie und Konfliktlösung.
Motivation
Schüler, die sich in ihrer Klasse wohlfühlen, sind oft motivierter und engagierter. Sie haben ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit. So verringern sich die Fehltage des einzelnen und die Unterstützung der anderen erhöht sich. Es werden erkrankten Schülern die Hausaufgaben vorbeigebracht, Lerngruppen gegründet und sich untereinander Nachhilfe gegeben. Und auch die Motivation, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen, steigt bei den meisten Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich in ihrer Klasse gut aufgehoben fühlen.
Emotionale Unterstützung
In einer starken Klassengemeinschaft können Schüler emotionale Unterstützung finden, was besonders in herausfordernden Zeiten wichtig ist. Nicht immer läuft zu Hause oder im Alltag der Kinder alles rund. Streitigkeiten mit den Geschwistern, der Umzug eines guten Freundes, der Wechsel des Sportvereins und viele weitere Situationen können Kinder und Jugendliche irritieren. Gut ist, wenn sie dann auf den Rückhalt ihrer Klassengemeinschaft zählen können.
Verbesserung der Klassengemeinschaft
Wenn bereits eine gute Klassengemeinschaft herrscht, ist das ein sehr großer Pluspunkt – sowohl für die Schüler als auch die Lehrer, die in dieser Klasse unterrichten. Dennoch sollten im Laufe der Zeit immer wieder, kleinere oder auch etwas umfangreichere, Dinge zur Stabilität oder weiteren Verbesserung der Klassengemeinschaft beitragen.
Teambuilding-Aktivitäten
Aus dem Arbeitsumfeld kennen viele die Bezeichnung bereits. Teambuilding beschreibt, dass das Team, die Abteilung, die Projektgruppe oder sonstige, im beruflichen Kontext zusammengebrachte Menschen, ihren Zusammenhalt stärken, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Das passiert häufig extern, bei darauf spezialisierten Anbietern. Aber auch unternehmensintern kann vieles getan werden, das dem Teambuilding dienlich ist. Das können etwa Betriebsausflüge sein, beispielsweise in einen Hochseilgarten, einen Escape-Room oder auch eine gemeinsame Floßfahrt.
Bei Schulklassen gibt es häufig Wandertage während des Schuljahres, die den gleichen Gedanken pflegen. Während der Schulzeit aber können zudem Spiele oder Projekte helfen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Diese können, vielleicht sogar fächer- und/oder klassenübergreifend in den Unterrichtsalltag eingebunden werden. Wichtig ist dabei, dass die Klasse als Einheit etwas erledigen muss und nicht einzelnen Gruppen innerhalb der Klasse gegeneinander antreten.
Regelmäßige Gespräche
Offene Dialoge über Erwartungen, Wünsche und Sorgen fördern das Verständnis und die Empathie untereinander. Das sollte in einer Klasse, die noch nicht harmonisch aufgestellt ist, eher anonym erfolgen, kann aber später, wenn die Klassengemeinschaft überwiegend als positiv wahrgenommen wird, auch offen passieren.
Vorsicht ist allerdings geboten, wenn es mindestens einen Schüler gibt, der sich in der Klassengemeinschaft nicht aufgenommen fühlt.
Kooperative Lernformen
Auch Gruppenarbeiten oder Partnerprojekte ermöglichen es den Schülern, zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen. Um einen möglichst großen sozialen Lerneffekt zu erzielen, können die Gruppen per Los, mindestens aber vom Lehrer zusammengebracht werden, da bei freier Partnerwahl häufig die besten Freunde gewählt werden.
Gemeinsame Ziele setzen
Wenn die Klasse zusammen Ziele definiert, stärkt das den Zusammenhalt und fördert das gemeinsame Engagement. Das könnte etwa hinsichtlich des Notendurchschnitts sein („unsere Klasse hat einen Notendurchschnitt von 3,0 oder besser in der nächste Probe/dem Zwischenzeugnis/etc.“) oder projektbasiert („wir unterstützen in der Vorweihnachtszeit das hiesige Kinderkrankenhaus mit Spenden“, „wir organisieren einen Spendenlauf für den Verein so und so“).
Wichtig ist, dass die Schüler gemeinsam ein Ziel festlegen und die Lehrkraft dabei eher im Hintergrund agiert.
Anerkennung und Wertschätzung
Positives Feedback und Anerkennung für Leistungen und Bemühungen können das Selbstwertgefühl der Schüler stärken und die Gemeinschaft fördern. Damit ist nicht gemeint, dass nur die Bestnoten hervorgehoben werden, sondern jeder für seine individuelle Leistung gelobt wird. Wenn ein versetzungsgefährdeter Schüler bei seinem Angstthema eine 3 schreibt, ist das eine wunderbare Leistung, die ebenso betont werden darf wie die fehlerfreie Probe des Klassenbesten.
Regeln und Normen
Schon Kleinkinder brauchen Regeln. Das ändert sich auch in der Schule nicht. Klare, gemeinsam erarbeitete Regeln helfen, ein respektvolles und sicheres Umfeld zu schaffen. Natürlich gibt es Regeln, die von der Schule vorgegeben werden. Wenn aber die Klasse gemeinschaftlich ihre eigenen Regeln erarbeiten und festlegen darf, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese auch eingehalten werden.
Indem Lehrer und Schüler gemeinsam an einer positiven Klassengemeinschaft arbeiten, können das Lernen und die persönliche Entwicklung für alle Beteiligten erheblich verbessert werden. Eine gute Klassengemeinschaft sollte daher immer das Ziel sein.